Pilotregion Oberösterreich (Großraum Linz)

In enger Zusammenarbeit mit Linzer Unternehmen (Industriegebiet im Osten von Linz) wird eine Laborumgebung für ein integriertes Mobilitätsangebot geschaffen. Diese soll einerseits einen standardisierten und integrierten Zugang zu einem adäquaten Mobilitätsangebot für den täglichen Arbeitsweg, andererseits aber auch für die Nutzung in der Freizeit ("App statt eigenes Auto") bieten.

Die teilnehmenden Unternehmen haben durch den Piloten die Gelegenheit ihren Mitarbeiter:innen eine Möglichkeit zu bieten, ihre Mobilität durch bessere Information und neue Mobilitätsformen leichter nachhaltig zu ändern. Das so entstehende Angebot soll allen Mitarbeiter:innen im Industriegebiet zur Verfügung stehen, um deren Möglichkeiten beim Pendeln auszubauen und maximal flexibel zu gestalten.

Zusammengefasst lässt sich die Zielsetzung des Piloten wie folgt formulieren: Die Laborumgebung dient als Basis für die Optimierung der täglichen Pendler:innen-Verkehre. Diese Optimierung wird durch die Erhöhung der Besetzungsgrade der Fahrzeuge (durch eine Mitfahrbörse), die Förderung auf den Umstieg auf Öffentliche Verkehrsmittel, die Reduktion von Stausituationen (CO₂-Ausstoß) im Großraum Linz und die Attraktivierung von Arbeitgeber:innen im Großraum Linz durch ein verbessertes Mobilitätsangebot erreicht.

Die DOMINO OÖ App ist ab sofort verfügbar!

Infos zum Download gibt es unter domino-ooe.at.

Daniela Durstberger

Interview mit Daniela Durstberger, Bürgermeisterin

Domino in Lichtenberg 

Lichtenberg, die knapp 2900 Einwohner:innen zählende Gemeinde im Herzen von Oberösterreich leidet seit jeher an einer Sache besonders: dem Pendler:innenverkehr. Die Gemeinde am Rande zu Linz liegt inmitten einer Pendlerstrecke und das zu Lasten der Bürger:innen und der Ortschaft selbst. Lärm, täglicher Stau und ein so hohes Verkehrsaufkommen, das den Bau zusätzlicher Umfahrungen bedeutet, hat dies zur Folge.

Dabei kann man Lichtenberg nicht vorwerfen tatenlos zu zusehen. "Schon 2018 haben wir versucht eine Initiative für Mitfahrgelegenheiten zu starten", so die Bürgermeisterin Daniela Durstberger. Auch eine Mitfahrbucht im Ortskern und "Parkplätze des guten Gewissens" am Ortsrand wurden errichtet, um die Pendler:innen zum Umstieg auf Alternativen zum PKW zu motivieren. Dem nach wie vor hohen Pendler:innenaufkommen zu folge, schafften diese Versuche zwar kleine Verbesserungen, aber leider keine finale Lösung des Problems.

Unattraktive Rahmenbedingungen wie die hohen Spritpreise, die angespannte und stark ausgelastete Parksituation in Linz und Hürden wie Stau sind alltägliche Probleme als PKW-Fahrer. Warum findet dann kein Umstieg zu Alternativen statt? "Das Angebot muss passen", gemäß Bürgermeisterin Durstberger braucht es Spontanität und Flexibilität bei der Buchung, um eine Alternative wie Mitfahrbörsen attraktiv zu machen.

Genau das hat Frau Durstberger bewogen bei dem DOMINO OÖ Piloten mitzumachen. "Das Konzept war von Anfang an ganz anders und nicht mit vorherigen Versuchen in diese Richtung zu vergleichen", so die Bürgermeisterin. Die DOMINO Mitfahrbörsen erlauben spontane Buchungen und machen die Nutzer:innen flexibel und unabhängig von Fahrplänen. So wird Stau, Lärm und anderen Problemen durch zu viele PKWs der Kampf angesagt. Und das bei geringen Kosten für die Gemeinde selbst. 

Ein weiterer Pluspunkt des Projektes DOMINO, sei laut Bürgermeistern Durstberger die laufende technische Weiterentwicklung der Mitfahrbörse-App und die starke Einbindung der Stakeholder. Denen fehlt es auch nicht an Ideen. So kann sich Bürgermeisterin Durstberger vorstellen, DOMINO um die Verknüpfung mit anderen Services wie einem regionalen Carsharing oder weiteren Services der Gemeinde Lichtenberg zu erweitern. Um das Erfolgskonzept von DOMINO stärker in der Bevölkerung zu verbreiten, wünscht sich Frau Durstberger noch eine Pilotlaufzeit von mindestens einem Jahr. 

Wolfgang Schildorfer

Interview mit Wolfgang Schildorfer, FH Steyr

1. Wie sieht ein integriertes Mobilitätsangebot aus Ihrer Sicht aus?

Antwort Wolfgang Schildorfer: Wenn Sie von integriert sprechen, meinen Sie integriert im täglichen Alltag der Nutzer:innen? Wenn das so gemeint ist, dann heißt das für mich, dass ein integriertes Mobiliätätsangebot in den Tagesablauf der Pendler:innen so passen muss, dass sich keine Verschlechterung zur jetzigen Situation ergibt (die wahrscheinlich mit dem eigenen Pkw durchgeführt wird). Wenn es sich um "intermodal" handelt, dann ist es ein wesentliches Ziel vom Domino Piloten in OÖ, dass es für die Nutzer:innen mehrere Optionen gibt, den täglichen Weg zur Arbeit und nachhause zu bestreiten (eine Kombination von mehreren Verkehrsmitteln) und die Nutzer:innen können individuell auswählen. Bei den Optionen soll es eine Möglichkeit geben, öffentlich zu fahren oder mit jemandem anderen mit zu fahren (Mitfahrbörse). 

2. Wie lassen sich die Inhalte der Untersuchung in der Pilotregion Oberösterreich beschreiben? 

Beim Domino OÖ Piloten wird untersucht, in welchem Ausmaß Pendler:innen Ihre täglichen Arbeitswege gemeinsam (Domino Mitfahrbörse) oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln bestreiten. 

3. Welche Ergebnisse erwartet man sich durch die Laboruntersuchung, die soeben im Industriegebiet von Linz angelaufen ist?

Akzeptanz von einer privaten Mitfahrbörse - d.h. inwiefern Pendler:innen ein Service wie bei Domino OÖ (ÖV-Information + Mitfahrbörse) nutzen?

4. Welche Vorteile von Mitfahrgelegenheiten ergeben sich für die umliegenden Betriebe auf der Arbeitgeberseite? 

Wir erhoffen uns, dass der tägliche Weg in die Arbeit für die Pendler:innen verbessert wird. Die Verbesserung kann sich auf mehrere Faktoren beziehen - gemeinsam fahren heißt Kosten sparen, gemeinsam sparen heißt Umwelt schonen, gemeinsam fahren heißt auch soziale Kontakte knüpfen. Oder auch die vermehrte Nutzung des ÖPNV durch die Information in der Domino OÖ App. Weiters ist eine Verringerung des Verkehrsaufkommens ein wünschenswertes Ziel, von dem sämtliche Unternehmen der teilnehmenden Nutzer:innen profitieren.

5. Hat die Fahrzeit selbst bzw. die Fahrzeiteinsparung aus Ihrer Sicht Einfluss auf die Verkehrsmittelwahl?

Die Ursachen für die Verkehrsmittelwahl sind sicherlich vielfältig und hängen vom individuellen Typ ab ("Nutzer:innen-Gruppen"). Aus einer Nutzungsanalyse nach dem Piloten kann mehr über die Nutzer:innenprofile und über manche Motive der Verkehrsmittelwahl gesagt werden. 

6. Was werden die nächsten Schritte sein, was ist erforderlich, um vom Piloten zur Umsetzung zu kommen?

Als nächsten Schritt wird die Akzeptanz der Domino OÖ App ausschlaggebend sein. Nur bei positivem Feedback (gemeinsam durchgeführten Fahrten) wird eine Weiterentwicklung der App und eine Überführung in einen operativen Betrieb möglich sein. Für diese Überführung ist es notwendig, schnell aus dem Feedback der Nutzer:innen zu lernen und dieses Feedback in eine Verbesserung des Angebotes im Projekt einfließen zu lassen. Weiters wird im Projekt an einem Betreibermodell für die Phase nach Projektende gearbeitet.